Ev. Matthiaskirche Bad Sobernheim

Restaurierung 2003/05, erbaut von Johann Michael Stumm 1739 (II+P, 25)

Das Ziel der Arbeiten 2003 – 2005 war die Wiederherstellung der von Johann Michael Stumm 1739 vollendeten Orgel im damaligen Zustand. Das Instrument hatte mehrere Umbauten erfahren (1878 Schlaadt, 1940 Steinmeyer), wobei erst der letzte (Paul Ott 1972) schwere Substanzverluste erbrachte (u. a. tiefgreifender Umbau von Laden und Pfeifenwerk, Neubau der Spieltrakturen). Jeder der genannten Eingriffe hatte übrigens die Erneuerung des Pedalwerks erbracht, das zuletzt 9 Register und 30 Töne besaß (und doch nicht an die Ausdruckskraft der drei Originalstimmen heranreichte).

In den Jahren 2003 bis 2005 erfolgte die Restaurierung des Instruments durch unsere Werkstatt. Die Arbeiten umfassten die Restaurierung des Gehäuses, die Wiederherstellung der Registratur unter Einbezug erhaltener Elemente des Erbauers, die Rekonstruktion der Tontrakturen, die Rückführung der Manualladen, die Rekonstruktion der Pedallade, die Rekonstruktion der Balganlage (ursprünglich wohl auf einer nicht mehr vorhandenen Balkendecke im Turm stehend) und die Rückführung/Rekonstruktion des Pfeifenwerks. Die Intonation wurde nach Auswertung aller Parameter und vergleichbarer Instrumente gestaltet.

Wiedererstanden ist ein opulentes Instrument von hoher und vielfältiger Ausdruckskraft, Zeugnis ablegend von der vitalen Klangästhetik der Erbauerfamilie, die in der Folge über fünf weitere Generationen eine ganze Orgellandschaft prägen sollte.

das Instrument hatte beim Umbau 1940 nur wenig Schaden erlitten, 1971 umso mehr … auch wenn man das damals offenbar anders sah

vom Prospektstock des großen Hauptwerksrundturms waren nur Einzelteile erhalten

... derselbe Stock nach materialgerechter Ergänzung mit eingestemmten Windführungen (Unterseite)

die rekonstruierten Tontrakturen (Pedal und -koppel) im unteren Hauptgehäuse

Detail des Klangkörpers des Hauptwerks, oben das aufgebänkte Cornet

im Rückpositiv: hinter der rekonstruierten Vox humana das erhaltene Cromhorn

eine Herausforderung für den Pfeifenmacher – Prospektpfeifen mit hervorgezogenen eingelöteten Labien und Aufschnittbärten (Werkstattbild)

die rekonstruierten Pfeifen von Sub- und Principalbaß auf ihrem Stock (Werkstattbild)

das Obergehäuse ist rückseitig wie 1739 mit rupfenbespannten Rahmen verschlossen. Links der rekonstruierte Posaun Bass

die von Steinmeyer 1940 stilsicher eingefügten Manubrien. Die Registerbenennung findet sich auf Pergamentstreifen am Gehäuse (2005)

Hauptwerk (II) C,D - c‴   Rückpositiv (I) C,D - c‴   Pedal C,D - g°  
Principal Principal Subbass 16ʼ
Getact 16ʼ Getact Princpalbass
Violdigamb Solicinal 8ʼ D Posaunbass 16’
Solicinal Rohrflöth    
Getact Octav    
Cornet 4f. 4ʼ D Quint 1 ½ʼ
/ 3ʼ
   
Octav Mixtur 3f.    
Quint Cromh./Trom.    
Flöth Voxhumana    
Superoctav        
Tertz 1 ⅗ʼ        
Mixtur 4f.        
Trompet 8ʼ B/D        
  • Kanaltremulant aufs Rückpositiv
  • Tastenkoppel II/Pedal
  • Schiebekoppel I/II
  • rekonstruierte dreifache Keilbalganlage
  • Temperatur um 466 Hz (Cornetton) nach Valotti
  • Winddruck 70 mmWs