Groß-Winternheim, kath. Kirche Joh. Evangelist
Restaurierung und Vervollständigung 2011/12 (II+P, 26), erbaut von Johann Christoph Kohlhaaß 1769 (I+P, 16)
Die Orgel der kath. Kirche Groß-Winternheim wurde 1769 durch Johann Christoph Kohlhaaß einmanualig (mit hinterständigem Pedalwerk) realisiert. Gehäuseaufbau sowie dispositionelle Auffälligkeiten sprechen für ein zunächst zweimanualig geplantes Instrument.
Nach mindestens einem Umbau im 19. Jh. wurde das Werk zwischen 1974 und 1980 schrittweise umgebaut, unter anderem mit Erneuerung von Spielbereich und Mechaniken sowie Dispositionsumbau. Der mangelnden Konsequenz dieses Umbaus ist zu verdanken, dass dessen ungenügende Kompetenz nicht noch größeren Schaden anrichtete.
Der Vorzustand enthielt ein (hinsichtlich der Statik bedenklich geschwächtes) Gehäuse, einen zweimanualigen Normspielbereich (bei einmanualigem Werk!), Kohlhaaßsche Laden mit Windkästen des 19. Jh., ungünstig verlegte Tontrakturen (Leichtmetall), eine zweite historische Pedallade (Fremdbestand) für zusätzliche Pedaltöne sowie ein Gemisch von Pfeifen unterschiedlicher Provenienz.
Als Restaurierungskonzept wurde die Schaffung des Zustands festgelegt, den der Erbauer bei Verwirklichung des zweimanualigen Instruments umgesetzt haben dürfte. Da vom Pedalwerk nur Holzpfeifen und Lade erhalten waren, konnten hier Ton- und Registerumfang durch Anfügung zusätzlicher Laden erweitert werden.
Die Arbeiten 2011/12 umfassten die denkmalgerechte Gehäuserestaurierung, den Bau eines stilgemäßen Spielbereichs, die Rekonstruktion der Hauptwerkstraktur (Einbezug des erhaltenen Wellenrahmens) und Neubau der Tontrakturen für Positiv und Pedal, die Restaurierung/den Neubau der Registersteuerung, die Restaurierung der Laden (mit sekundären Windkästen) und bauartgleichen Neubau zusätzlicher Laden für Positiv und Pedal sowie die Restaurierung und Ergänzung des Pfeifenwerks. Das Positiv wurde nach Art des Mainzer Orgelbaus in der zweiten Hälfte des 18. Jh. disponiert, die Posaune nach Vorbild der in Ilbenstadt erhaltenen gebaut.
Das Ergebnis von Restaurierung, Ergänzung und Intonation ist ein farbenreiches, mitreissendes Instrument, Zeugnis ablegend vom Gestaltungswillen des Erbauers und dabei die Wiedergabe von Orgelmusik weit übers Barock hinaus ermöglichend.
der Spielbereich wurde 2012 so angelegt, wie ihn J.Chr. Kohlhaaß wohl für ein zweimanualiges Werk verwirklicht hätte
die Verwirklichung des Unterpositivs, 1769 angedacht, bedingte eine eigenwillige Konstruktion der Pedalmechanik (Werkstattbild)
der Windkasten des Hauptwerks, einem Umbau des 19. Jh. entstammend, wurde erhalten, weitere Windkästen nach diesem Vorbild geschaffen
Hauptwerk (II) C - d‴ | Unterpositiv (I ) C - d‴ | Pedal C - cʹ | |||
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Principal | 8’ | Principal | 4’ | Principalbass | 8’ |
Mixtur 6f. | 1’ | Mixtur 3f. | 1’ | Subbass | 16’ |
Quint | 1 ½’ | Sesquialter | 1 ½’ 2f. | Posaunbass | 16’ |
Octav | 2’ | Octav | 2’ | ||
Cornet 4f. | 4’ D | Violdigamb | 4’ | ||
Sesquialter 2f. | 3’ B | Spitzflaut | 4’ | ||
Octav | 4’ | Gedact | 8’ | ||
Quintflaut | 3’ | Solicional | 8’ | ||
Kleingedact | 4’ | Flaut travers | 8’ D | ||
Großgedact | 8’ | Vox Humana | 8’ | ||
Violdigamb | 8’ | ||||
Flagonet | 2’ | ||||
Trompet | 8’ B/D |
- Kanaltremulant aufs Positiv
- Tastenkoppeln I/II und II/Ped
- Stimmung Neidhard 1729 um 458 Hz
- Winddruck 70 mmWs
- Kuckuck, Zimbelstern